Wir haben Raketen geangelt
Von Karen Köhler
Hallo ihr Lieben. Heute stelle ich euch hier zum ersten Mal ein Buch vor. Das Buch, um das es heute geht, ist eine Sammlung von Erzählungen. Der Titel "Wir haben Raketen geangelt" ist auch der Titel einer der Erzählungen, die Karen Köhler in diesem Buch veröffentlicht hat.
Ich versuche euch hier nicht all zusehr zu spoilern, denn wenn ihr auch Lust habt das Buch zu lesen, sollt ihr ja nicht schon von vorne herein wissen worum es in den einzelnen Kurzgeschichten geht und wie sie enden. Dennoch wollte ich euch ein Paar Erzählungen vorstellen, damit ihr ein bisschen von der Stimmung des Buches mitbekommt.
Insgesamt sind 9 Erzählungen in dem Buch vorhanden, die allesamt von Personen handeln, die große Probleme haben oder hatten. Beziehungsweise, die in schwierigen Situationen stecken und Hilfe benötigen würden. Das führt dazu, dass wenn man das Buch aus der Hand legt in einer tief melancholischen Stimmung ist. Normalerweise, muss ich gestehen, lese ich eher Bücher, in denen das Happy End meist vorprogrammiert ist. Aber ich hatte mal Lust auf was Neues und da ist mir diese Sammlung von Erzählungen in die Hände gefallen.
Die erste Erzählung heißt "Il Comandante" und spielt in einem Krankenhaus. Meine erste Frage, als ich den Titel las, war: Was macht ein Il Comandante in einem Krankenhaus? Aber der Titel gibt im Laufe der Geschichte wirklich Sinn. Das ist übrigens bei allen Erzählungen in diesem Buch so. Das schätze ich sehr, da es oft vorkommt, dass Bücher Titel tragen, die gar nichts mit dem Inhalt zu tun haben und wenn man den Titel dann später noch einmal liest, kann man sich gar nichts mehr unter dem Buch vorstellen.
Aber nun wieder zurück zur Geschichte:
Wer nun 1 und 1 zusammen zählt kommt vielleicht darauf, dass es in der Geschichte um eine tödliche Krankheit gehen könnte (schließlich wissen wir bereits, dass es um Personen mit Problemen geht und in dieser Geschichte um ein Krankenhaus). Und genau so ist es auch. Es geht um eine junge Frau, die Krebs hat. Sie fühlt sich extrem unwohl in ihrer Situation, nicht nur, da sie eine schlechte Überlebenschance hat, sondern auch, weil sie Angst hat, dass sie nicht mehr als sie selbst gesehen wird, sondern als krankes Etwas mit einem Schlauch im Magen, dass weder attraktiv ist, noch beziehungsfähig. Im Klartext: Sie hat Angst, dass ihr Freund sie verlässt, da er sich schon lange nicht mehr gemeldet hat und ihr gesagt hat, dass er Zeit braucht um über die Situation nachzudenken.
Dieses Gefühl macht sie fertig und verschlimmert ihre so gut wie hoffnungslose Situation noch. Eines Tages hat sie allerdings eine Begegnung, die sich sehr positiv auf ihre Gefühlswelt auswirkt und ihr Mut macht und Hoffnung gibt.
Die Geschichte beginnt mit dem Ende, was die Spannung aufrecht erhält, da man sich fragt, wie es dazu kommt. Das möchte ich an dieser Stelle aber nicht beschreiben, da ich sonst zu viel verraten würde.
Es handelt sich also um eine Geschichte, die zunächst verwirrend erscheint und sich dann immer weiter aufklärt...
Weiter geht es mit einer anderen Geschichte: "Cowboy und Indianer". Wer jetzt an staubige Wüstenlandschaften und Federschmuck denkt, liegt genau richtig. Auch wenn der Plot im Hier und Jetzt spielt. Diese Geschichte ist im Gegensatz zu den Anderen in dem Buch relativ lang und dementsprechend sehr detailreich. Gleichzeitig ist sie eine meiner Lieblings-Geschichten, da sie hintenrum erklärt, warum Menschen handeln, wie sie handeln und wie sich bestimmte Situationen auf unsere Persönlichkeit auswirken. Wie das alles mit Cowboys und Indianern zusammen hängt ist eigentlich schnell erklärt. In dieser Geschichte geht es wieder um eine junge Frau die schon viele Erfahrungen mit Cowboys und Indianern gesammelt hat. Hierbei stehen Cowboys für die schlechten und bösen Menschen in ihrem Leben und die Indianer für die Guten. Das geniale dabei ist, dass ihr neben den metaphorischen Cowboys und Indianern tatsächlich auch ein echter Indianer begegnet, der ihr schnell ans Herz wächst, nicht nur, weil er ihr das Leben gerettet hat und sie sich bald dafür revanchieren kann/muss. Neben, der Haupt-Story gibt die Autorin dem Leser auch einen Einblick in die Vergangenheit von der jungen Frau namens Kat. Diese Einblicke erklären ihre Einteilung der Menschen in Cowboys und Indianer.
Ich weiß, dass diese Inhaltsangabe nicht wirklich eine Inhaltsangabe ist, sondern eher ein Text über die Komplexität der Geschichte und ihres Inhalts, aber würde ich mehr ins Detail gehen, bräuchte man die Geschichte gar nicht mehr lesen und ich wollte ja nicht spoilern ;).
Nun zur titel-gebenden Erzählung "Wir haben Raketen geangelt". Diese Erzählung ist nicht in einem Fließtext geschrieben, sondern in 31 Punkten. Diese Punkte sind wie Markierungen auf einem Zeitstrahl, der die starke Verbindung zweier Freunde thematisiert. Die Freunde (ein junger Mann und eine junge Frau) haben sich die Spitznamen "Krassiwaja" für sie, weil sie irgendwie schwerelos ist. Und "Libero" für ihn, weil sie ihn sich frei und italienisch denkt. Die beiden sind unzertrennlich, aber kein Paar, weil das eine Katastrophe geben würde (Siehe Punkt18: Die Warum-ich-nicht-mit-Dir-zusammen-sein-kann Top 10), aber dennoch lieben sie sich. Sie kommen zusammen auf die besten Ideen, aber streiten sich oft. Finden aber immer wieder zusammen. Kurz gesagt: Sie angeln im wahrsten Sinne des Wortes Raketen. Leider passiert am Ende etwas, irreparables...
Zwei weitere Favouriten-Erzählungen sind "Starcode Red" und "Familien Portraits". Familien Portraits ist eine Sammlung von den Beziehungen innerhalb verschiedener Familien. Quasi Erzählungen in einer Erzählung. Vom Alkoholsüchtigen Vater bis zu eingeengten Kindern.
In Starcode Red geht es um die Flucht einer jungen Frau auf ein Kreuzfahrtschiff um ihrem Liebeskummer zu entkommen. Allerdings findet sie ihren Frieden nicht auf dem Schiff sondern in der Natur. Die Erzählung beschreibt die Reise der jungen Frau zu sich selbst und wie sie es schafft ein neues Leben zu beginnen, obwohl sie so viel zurückgelassen hat.
In der Sammlung von Erzählungen von Karen Köhler, sind wie ihr anhand dieser Beispiele seht, neun vollkommen unterschiedliche Geschichten zusammengekommen. Aber alle sind gleichermaßen traurig und dramatisch. Man lernt dadurch wieder viele Dinge im Leben zu schätzen und zu sehen, wie gut es einem im Gegensatz zu anderen geht. Und wenn man selbst Probleme dieser Art hat, erinnert man sich vielleicht daran, dass man nicht alleine ist und kommt der Lösung seines Problems zumindest gefühlsmäßig wieder einen Schritt näher. Karen Köhler schreibt die Erzählungen sehr realistisch und nimmt kein Blatt vor den Mund. Sie ist in ihrer Erzählweise sehr ehrlich. Das finde ich zur Abwechslung mal sehr erfrischend.
Also mein Fazit ist eine klare Leseempfehlung. Auch für Leute die sonst ihre Happy Ends mögen...
So, am Ende dieses Posts wollte ich euch noch die App "Litsy" vorstellen. Sie ist noch ganz frisch auf dem deutschen App-Markt und deshalb noch nicht sehr bekannt. Aber was nicht ist, kann ja noch werden. Die App ist für alle da, die gerne lesen. Man kann dort Bücher bewerten und beschreiben und so auch auf neue Ideen kommen, was man selbst gerne mal lesen würde. Es gibt die Möglichkeit Zitate zu teilen, die einem gut gefallen oder nur allgemein über ein Buch zu schreiben. Die App ist quasi ein Medium um sich mit Bücher-Liebhabern auszutauschen und auf neue Bücher und Genres zu stoßen.
Mich findet ihr dort unter dem Namen "Thebakeoholicandherlifereads". Ich würde mich freuen, wenn ihr mal dazu stoßt, denn so wächst die App und wird so noch interessanter.
Ich wünsche euch jetzt noch einen schönen Tag und viel Spaß beim Schmökern.
Eure Jana
Kommentare
Kommentar veröffentlichen